Wirtschaft
Ford-Werk in Genk: Offenbar droht die Schließung.
Ford-Werk in Genk: Offenbar droht die Schließung.(Foto: REUTERS)

Einer muss den Anfang machen: Aus für Ford-Werk?

Europas Automarkt steckt in der Krise. Die Neuzulassungen sinken und die Konzerne reagieren - bisher überwiegend mit Kurzarbeit. Bei Ford gehen die Planungen etwas weiter. Seit Tagen gibt es Gerüchte, dass der US-Konzern ein Werk in Europa dichtmacht. Damit könnte Ford eine Lawine lostreten. Die Politik ist alarmiert

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In Europa wachsen die Sorgen der Autokonzerne. Grund ist die sinkende Zahl der Neuzulassungen. Die Hersteller reagieren mit Sparprogrammen und Produktionskürzungen. Nun erwägt Ford einem Bericht zufolge, seinen Standort im belgischen Genk zu schließen. Ende 2013 stehe er vor dem Aus, schrieb die "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" unter Berufung auf Konzernkreise. Die Gewerkschaften wollen heftigen Widerstand leisten. Ein Sprecher von Ford Europe sprach von Gerüchten und wollte zu dem Bericht keine Stellung nehmen.

Unterdessen reagierten belgische Gewerkschafter mit einer Blockade des Werktores in Genk auf die neuen Spekulationen. Die Aktion solle bis zum Mittwoch dauern, dann sei eine außerordentliche Betriebsversammlung geplant, berichtete die Nachrichtenagentur Belga. Das Werk laufe in dieser Woche wegen einer der deutschen Kurzarbeit ähnelnden «technischen Arbeitslosigkeit» ohnehin nicht.

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Wie Belga weiter berichtete, will der sozialistische Regierungschef Elio Di Rupo am Mittwoch in Brüssel führende Vertreter von Ford Europe treffen. "Die Bundesregierung verfolgt das Thema sehr genau", hieß es. Die Initiative zu dem Treffen sei von Ford ausgegangen.

"Flandern hat alles getan"

Am Standort Genk beschäftigt Ford insgesamt 4300 Menschen. Das Unternehmen fertigt in der Stadt im Nordosten Belgiens den Mittelklassewagen Mondeo, den Sportvan S-Max und den Van Galaxy. Für Mittwoch soll Ford die belgischen Gewerkschafter zu einem Krisentreffen zusammengerufen haben. Nach Einschätzung von Analysten könnte eine Schließung des Werkes Einsparungen in einer Größenordnung von bis zu 500 Mio. Dollar bringen.

Der Regierungschef der Region Flandern, Kris Peeters, befürchtet, dass es bei dem Krisentreffen keine guten Neuigkeiten geben werde. Laut Belga sagte er dem Sender VRT, die Arbeits- und Energiekosten seien ein Problem für alle Industriebetriebe in der Region. "Hoffen wir trotz allem, dass es sich nicht um eine Schließung handelt." Flandern habe alles getan, um Ford am Standort zu halten, dazu gehörten auch öffentliche Subventionen. Im Bundesstaat Belgien genießen die Regionen große Eigenständigkeit.

Kurzarbeit in Köln  

Über die Zukunft des Ford-Werkes in Genk wird schon länger spekuliert. Ford leidet gerade in Europa unter sinkenden Absatzzahlen und hat kaum andere Möglichkeiten, als seine Produktionskapazitäten zu verringern. Bei den beiden deutschen Werken in Köln und Saarlouis sind betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2016 ausgeschlossen.

In Köln hatte Ford kürzlich die Kurzarbeit ausgeweitet. Außerdem soll ein Abfindungsprogramm einigen hundert Mitarbeitern an allen europäischen Standorten einen freiwilligen Ausstieg aus dem Unternehmen schmackhaft machen. Für sein Europageschäft rechnet der Konzern in diesem Jahr mit mehr als einer Milliarde US-Dollar Verlust.

Wie bei Ford gibt es auch bei Opel immer wieder Spekulationen über bevorstehende Werksschließungen. Die Tochter des US-Konzerns General Motors reagiert derzeit auf die Absatzkrise auf dem europäischen Heimatmarkt ebenfalls mit Kurzarbeit.

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Quelle: n-tv.de