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30.07.2012

Myanmars Bekleidungsindustrie hofft auf Neubeginn

Auftragseingänge und Export ziehen an / Erste Fachmesse Ende 2012 geplant / Von Waldemar Duscha

Bangkok (gtai) - Myanmars Bekleidungsindustrie will wieder stärker Fahrt aufnehmen und schnell an alte Blütezeiten anschließen. Die Aufhebung der meisten Wirtschaftssanktionen durch die EU wie auch die USA dürften der Branche wieder zu größeren Stückzahlen und höheren Exporteinnahmen verhelfen. Die für Dezember 2012 ankündigte erste Fachmesse in Yangon verspricht einen wichtigen Beitrag zur Etablierung einer Geschäftsplattform zwischen Produzenten, Einkäufern und Maschinenfabrikanten. (Kontaktanschrift)

Myanmar möchte den Ausbau und die Modernisierung des verarbeitenden Gewerbes ankurbeln. Den Schwerpunkt sieht Industrieminister Soe Thane hierbei in arbeitsintensiven Industrien, wie Nahrungsmittel, Textilien und Bekleidung, Schuhe und Spielzeug. 2012 besteht das nationale Industrieprofil (Stand Jahresanfang) aus 41 Industriezonen, davon 19 im Raum Yangon und sechs in Mandalay. Die restlichen 16 Industriezonen verteilen sich auf neun andere Standorte. Die Schwerpunkte liegen in der Verarbeitung von Agrar- und Fischereiprodukten, der Holzwirtschaft, einfachen Elektroprodukten sowie der Fertigung von Bekleidung.

Myanmars Bekleidungsindustrie beschränkt sich auf die Funktionen des Zuschnitts und der handwerklichen Näharbeit (CMP - "cutting, making, packaging"), während der größere Teil der Wertschöpfung in den Nachbarländern erzielt wird. Sie wurde Anfang der 1990er-Jahre gegründet und umfasste neben Bekleidungsstücken diverse andere Erzeugnisse, wie Schuhe, Hüte, Strümpfe, Gummistiefel oder Haarnetze. Mit dem Beginn der US-Sanktionen im Jahr 2003 schrumpfte der Industriezweig von 400 auf rund 130 Unternehmen, während die Beschäftigung von 400.000 auf 100.000 Personen sank.

Zu einem gewissen Teil konnten japanische Abnehmer den Wegfall des US-Marktes auffangen. Im Zeitraum 2005 bis 2011 wuchs die Branche aber nur langsam weiter von 142 auf 201 Betriebe. Der Zuwachs beschränkte sich zudem auf lokale Betriebe, während die Anzahl der 100%igen Auslandsunternehmen mit 21 konstant blieb, ebenso wie die Zahl der vier Joint Ventures, davon jeweils zwei mit der Regierung und dem Privatsektor. Erfasst sind hierbei nur die größeren verbandsmäßig registrierten Unternehmen. Das für den KMU-Sektor zuständige Industrieministerium No. 2 bezifferte den Bestand mit insgesamt 1.867 Betrieben - darunter 247 große, 373 mittlere und 1.494 kleine Unternehmen.

Die für den Geschäftszweig zuständige Myanmar Garment Manufacturers Association (MGMA) hat bisher keine eigene Internetseite mit einschlägigen aktuellen Branchendaten oder einem Mitgliederverzeichnis. Aktuelle Angaben zum technologischen Standard des Industriezweigs sind auch nicht verfügbar. Laut einer Studie der University of Malaya verfügte die Branche im Jahr 2008 bei 130 erfassten Betrieben über insgesamt 23.789 Nähmaschinen.

Gemäß der letzten Pressemitteilung der MGMA belief sich der Export 2011 auf umgerechnet rund 770 Mio. US$. Damit nähert er sich wohl langsam wieder dem letzten Höchstwert von 2001 mit 829 Mio. $ an, als Bekleidung noch das Hauptexportgut war (vor Erdgas), wobei die USA wohl mit 50 bis 70% den wichtigsten Absatzmarkt darstellten. Im Jahr 2011 waren Japan mit 348 Mio. $ und Korea (Rep.) mit 232 Mio. $ die Hauptabnehmerländer. Die übrigen Zielländer waren Deutschland und Europa sowie zuletzt auch zunehmend Brasilien, Argentinien, Südafrika und die Türkei.

Der Auftragseingang soll 2011 bereits um gut ein Fünftel über dem Vorjahresergebnis gelegen haben. Die myanmarische Lat War Company in der Hlaing Tharyar Industrial Zone, die zwei Betriebe besitzt und zwei weitere managt, berichtete gegenüber der "Myanmartimes" einen Auftragsanstieg von 30% mit den größten Bestellungen aus Japan, Korea (Rep.), Italien und Deutschland. Wie in Yangon im Frühjahr 2012 zu vernehmen war, bahnen sich bereits zwei weitere größere Joint Ventures mit Thailand und Südkorea an.

Die Aufhebung von Wirtschaftssanktionen in Verbindung mit einem verbesserten Gesetz für ausländische Investitionen dürfte der Branche stärkeren Auftrieb verleihen. Denn mit einem Wegfall der EU-Sanktionen dürfte auch recht bald wieder das General System of Preferences und damit die Zollbefreiung der Exporte in die EU greifen. Flankierend sorgen das neue Wechselkursregime ("managed floating") und die sukzessive Erleichterung von internationalen Finanztransaktionen für eine Stabilisierung des Geschäftsklimas. Die MGMA spekuliert bereits mittelfristig auf die Rückgewinnung von 80.000 Jobs, davon vielleicht schon 25.000 innerhalb Jahresfrist.

Die thailändische Marktforschungsgesellschaft Kasikorn Research sieht die Attraktivität des Standorts Myanmar vor allem in seinen niedrigen Lohnkosten. Insbesondere im Vergleich mit anderen südostasiatischen Billigproduktionsländern, wie Vietnam, Laos oder Kambodscha, besteht ein bedeutender Kostenvorteil. Die Hauptprobleme sieht KResearch in der lückenhaften Wertschöpfungskette wie auch dem Fachkräftemangel. Myanmar besitzt weder eine einschlägige Job-Börse noch entsprechende Schulungs- oder Ausbildungsstellen, so dass das Training von Grund auf am Arbeitsplatz erfolgen muss.

Nach Angaben eines führenden deutschen Herstellers von Markenhemden bewirkt zudem die schlechte Elektrizitätsinfrastruktur mit mehreren Stromausfällen am Tag eine nicht unerhebliche zusätzliche Kostenbelastung. Den Herstellern bliebe als Alternative nur die Ausstattung mit Dieselaggregaten, wobei die monatlichen Verbrauchskosten sich schnell auf mehrere Tausend US-Dollar addierten.

Um das Land in Wirtschaftskraft und Beschäftigung voranzutreiben, reiht die Myanmar Investment Commission auch die Wiederherstellung und Modernisierung der Baumwollplantagen unter den Chancen für ausländische Direktinvestitionen auf. Gleiches gelte für die Produktion von Baumwollgarnen oder Ölen aus Baumwollsamen, die Seidenraupenzucht wie auch Webereien, folgt man dem letzten Investment Guide.

Standorttechnisch dürfte langfristig den Special Economic Zones (SEZ) ein größeres Gewicht zufallen, für die auch ein spezielles Investitionsgesetz gilt, welches ausländische Unternehmen mit zusätzlichen Anreizen lockt, wie längeren Steuerfreijahren oder vollständigem Gewinnabzug. Bislang existieren SEZ-Konzepte für die drei Standorte Dawei, Kyaukphyu und Thilawa. Das mit Abstand größte Einzelprojekt ist Dawei unter der Regie von Italian-Thai Development, das auch leichte Verarbeitungsindustrien integriert. Am ehesten durchstarten dürfte offensichtlich aber Thilawa aufgrund der Nähe zu Yangon und der bereits vorhandenen Infrastruktur aus Verkehrsanbindung und Containerhafen.

Eine Premiere bildet die zum Jahresende 2012 angekündigte erste Internationale Messe der Textil- und Bekleidungsindustrie in Yangon (14.12. bis 17.12.). Angesprochen sind Hersteller, Händler und Anbieter von Maschinen und Ausrüstungen. Verantwortlich für die Organisation ist Yorkers Trade & Marketing Service in Kooperation mit dem Ministerium für Industrie und Handel, der MGMA und die Vietnam National Trade Fair & Advertising Company.

Kontaktanschriften:

Myanmar Garment Manufacturers Association (MGMA)

No. 29, 4th Floor, Minyekyawswar Road, Lanmadaw

Yangon

E-Mail: garment.mgma@gmail.com

Myanmar International Textile and Garment Industry Exhibition

Tatmadaw Exhibition Hall

Yangon

(W.D.)

Dieser Artikel ist relevant für:

Myanmar Messen und Ausstellungen, Textil- und Ledermaschinen, Bekleidung (inkl. Wirkwaren, Arbeitsbekl.)

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‎0228/24993-259

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