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Myanmar: „Asiens aufgehender Stern“

Nach der Jahrzehnte währenden Diktatur ist Myanmar bitterarm. Doch die Asiatische Entwicklungsbank sieht großes Potenzial in dem Staat - wenn die Regierung das Land weiter öffnet.

Die Shwedagon Pagode im Einbruch der Dunkelheit. Quelle: Jürgen Röder
Die Shwedagon Pagode im Einbruch der Dunkelheit. Quelle: Jürgen Röder

Das bitterarme Myanmar hat nach Einschätzung der Asiatischen Entwicklungsbank das Potenzial, einer der Wachstumsstars der Region werden. „Die strategische Lage, die reichen natürlichen Ressourcen und das große Angebot an Arbeitskräften lassen Myanmar ideal platziert erscheinen, um vom dynamischen Wachstum Asiens zu profitieren“, sagte Stephen Groff, Vizepräsident der Asiatischen Entwicklungsbank ADB, in Bangkok. Das südostasiatische Land könne "Asiens nächster aufgehender Stern sein".

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Voraussetzung sei aber, dass sich die neuen Herrscher um Präsident Thein Sein langfristig zu einem Reformprozess verpflichteten. In ihrer ersten umfassenden Beurteilung Myanmars seit Beginn der wirtschaftlichen und politischen Reformen im vergangenen Jahr kommt die ADB zum Ergebnis, das Land habe die Voraussetzungen, anderen aufstrebenden Nationen in Südostasien zu folgen - mit einem jährlichen Wachstum des BIP zwischen sieben und acht Prozent.

Bis 2030 könne Myanmar das Pro-Kopf-Einkommen seiner 60 Millionen Einwohner verdreifachen, so die Ökonomen. Das Land hatte sich unter der Militärjunta jahrzehntelang hermetisch von der Außenwelt abgeriegelt. Im Zuge seiner Öffnung lockt es inzwischen zahlreiche ausländische Politiker wie Geschäftsleute an.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle reiste ebenso nach Yangon wie seine US-Kollegin Hillary Clinton, um Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi die Hand zu schütteln. Die Hotels in der Metropole sind ausgebucht von Vertretern von Unternehmen, die nach Geschäftsmöglichkeiten suchen.

Treiber des Booms sind nicht nur die Naturschätze, über die das Land in großen Mengen verfügt - von Mineralien über Holz und Energiequellen wie Gas und Wasser. Die strategische Lage zwischen den Großnationen China und Indien sowie anderen aufstrebenden südostasiatischen Staaten wie Thailand sei geradezu ideal, um Myanmar vom wachsenden interregionalen Handel profitieren zu lassen, lobt die ADB.

Die optimistischen Prognosen sind jedoch mit einem großen „Aber“ verbunden. Das starke Wachstum könne nur erreicht werden, wenn die eingeleiteten Reformen fortgesetzt würden. Die Freilassung politischer Gefangener war einer der ersten Schritte in Richtung Demokratie. Auch die Medien erfreuen sich einer neuen Freiheit: Gestern gab die Regierung bekannt, die letzten Maßnahmen zur Zensur von Zeitungen und Zeitschriften einstellen zu wollen.

Daneben gab Thein Sein die völlig überbewertete Währung frei und macht Anstalten, der endemischen Korruption und Vetternwirtschaft Einhalt zu gebieten. Ein von westlichen Industrievertretern sehnlich erwartetes Fremdinvestitionsgesetz soll zu den liberalsten der Welt gehören. Myanmar ist nach der langen Militärdiktatur ein bitterarmes Land mit einer Infrastruktur im Notzustand. Nur etwa ein Viertel der Bevölkerung hat Zugang zu Elektrizität, sanitäre Anlagen sind Mangelware, und nur jede fünfte Straße ist für die Nutzung bei schlechtem Wetter gebaut.

Asien

Eine besondere Herausforderung bietet laut ADB die Landwirtschaft, von der mehr als die Hälfte der Menschen lebt. Weniger als 20 Prozent der Feldfrüchte würden künstlich bewässert. Investitionen in neue Bewässerungsanlagen könnte die Ernteerträge und damit die Einkommen der Bevölkerung „dramatisch erhöhen“.

Die wirtschaftliche Basis müsse aber über die Landwirtschaft hinaus erweitert werden, so die Ökonomen, auch um den steigenden Bedarf an Arbeitsplätzen decken zu können. Um das vorhandene Potenzial umzusetzen, müsse Myanmar besonders die Infrastruktur ausbauen, nicht nur für Transport und Elektrizität, sondern auch für Telekommunikation und den kaum existierenden Finanzdienstleistungssektor.

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Die ADB warnt aber, der Prozess der Liberalisierung könne seine eigenen Probleme bringen, wenn er nicht besonnen umgesetzt werde. Ein weiterer Herd möglicher Probleme sind interne politische Konflikte. Die jüngsten brutalen Ausschreitungen gegen die islamische Volksgruppe der Rohingya haben ausländische Investoren irritiert.

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