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Asean: Die dritte Wachstumsmaschine Asiens

Die Gemeinschaft Südostasiatischer Staaten – Asean – ist nach China und Indien zum dritten Motor für das asiatische Wachstum geworden. Zu diesem Schluss kommt einer der führenden Analysten der aufstrebenden Region.

Thailand gehört zu den wachsenden Staaten in Südostasien. Quelle: AFP
Thailand gehört zu den wachsenden Staaten in Südostasien. Quelle: AFP

Jakarta„Asean wird bis 2028 das Bruttoinlandprodukt Japans übersteigen“, meint Rajiv Biswas, Chefökonom Asien-Pazifik von IHS Global Insight und Autor einer neuen Analyse zur Entwicklung Südostasiens in den kommenden zwei Jahrzehnten. Schon heute überschreite das kombinierte BIP der Asean-Mitgliederstaaten Thailand, Vietnam, Indonesien, Laos, Malaysia, Myanmar (Birma), Singapur, Brunei, Kambodscha und Philippinen das von Indien. „In den nächsten 20 Jahren wird die Region Asean zu einem der größten Verbrauchermärkte der Welt werden“, so Biswas. ASEAN sei bereits der „drittgrößte Wachstumsmotor Asiens“ - nach China und Indien - und nehme in dieser Region eine zunehmend wichtigere Rolle im Handel ein. 

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Es sind beeindruckende Zahlen: mindestens 600 Millionen Menschen leben in den zehn Asean-Ländern, 100 Millionen mehr als in der Europäischen Union. Mit einem prognostizierten BIP-Wachstum von zwischen 5,7 und 6,4 Prozent gehören die Asean-Staaten trotz eines leichten Rückgangs auch in diesem Jahr weltweit zu den Spitzenreitern. Laut Rajiv Biswas wird Asean in den nächsten 20 Jahren vom rapiden Wachstum der beiden asiatischen BRIC-Länder China und Indien profitieren. Ein Schlüsselfaktor für den Aufstieg von Asean zu einem Wirtschaftsblock von globaler Bedeutung sei das anhaltende Wachstum in Indonesien, dessen BIP bis 2030 jenes von Südkorea und Australien übersteigen werde.

Asien

Diese Entwicklung werde Asean zu einem „zunehmend wichtigeren Markt für internationale Geschäfte in einem breiten Spektrum von Industrien machen“. Eine führende Rolle spiele der Konsummarkt, sagt der Analyst. Die Region Asean werde in den kommenden zwei Jahrzehnten der am schnellsten wachsende Markt für Verbrauchsgüter werden. „Wir rechnen mit einem jährlichen Zuwachs von zehn Prozent“, sagt Biswas, „im Vergleich zu zwei Prozent in der EU“.

 Für global tätige Unternehmen wird die Entwicklung tiefgreifende Konsequenzen haben, glaubt Rajiv Biswas. Europäischen und amerikanischen Firmen stehe eine „deutliche Veränderung ihrer Struktur bevor, wenn sie ihre Unternehmensstrategie neu in Richtung Asien-Pazifik ausrichten“. Für die meisten multinationalen Unternehmen bedeute dies eine Verlagerung eines wesentlichen Teils ihres jährlichen Investitionskapitals in die Region. Zudem werde der Anteil international Beschäftigter an der Belegschaft steigen. Im Gegenzug würden in Asean-Staaten beheimatete multinationale Unternehmen dank des schnell wachsenden Verbrauchermarktes ihre Position ausbauen können – allem voran in den Sektoren Lebensmittelverarbeitung, Banken-, Versicherungs-, Hotel- und Gesundheitsindustrie.

Immer mehr Unternehmen aus Deutschland werden von den beeindruckenden Wachstumsprognosen angelockt und beginnen sich in den zehn Mitgliederländern des Asean-Verbundes zu engagieren. Auch die deutsche Bundesregierung schenkt der Region verstärkt Aufmerksamkeit. Das zeigten jüngste Besuche von Bundesaußenminister Guido Westerwelle und Bundesentwicklungsminister Dirk Niebel in Myanmar, Laos, Thailand und Brunei. Vor kurzem war auch Angela Merkel in Indonesien, dem mit 240 Millionen Menschen größten Land des Asean-Blocks. Die Kanzlerin stellte eine weitere Vertiefung der bilateralen Wirtschaftsbeziehungen in Aussicht.

Ausländischen Unternehmen bietet die Region eine Vielfalt von Geschäfts- und Investitionsgelegenheiten, sagt Rajiv Biswas. Der starke Verbrauchermarkt führe nicht zuletzt zu einem Anstieg der Nachfrage nach Luxusgütern wie Uhren und Designerkleidern, aber auch Finanzdienstleistungen und Gesundheitsversorgung.

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„Das rasche Wachstum der Region erfordert Investitionen in Infrastruktur wie Straßen, Eisenbahnen, Häfen und Elektrizitätswerke“. Ebenso benötigt seien Investitionen in „Human Capital“ – also Ausbildungsinfrastruktur wie Schulen und Universitäten. Die Ausbildung der mehrheitlich jungen, konsumhungrigen Bevölkerung in den Asean-Staaten sei „entscheidend“ für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.

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  • 01.08.2012, 08:32 Uhrolci

    Innerhalb von ASEAN gilt es insbesondere den VIP Block (Vietnam, Indonesia, Philippines) zu beachten.
    Kaum bemerkt haben zB die Philippinen auch im Krisenjahr 2008 Wachstum gezeigt und sind im 1Q 2012 um mehr als 7% gewachsen. Sie haben mittlerweile ein Current Account Surplus und $75Mrd internationale Reserven, die die Volkswirtschaft gg ext. Shocks absichern. Mit nur 40% public debt und 2% deficit of GDP haben sie im Vergleich zur Eurozone sehr gesunde Werte.

  • 01.08.2012, 06:20 UhrOldi

    Diese Region hat meinem Depot schon in den letzten zehn Jahren viel Freude bereitet und wird es noch weitere zehn Jahre tun. Europa ist out und mit dieser wirtschftsfeindlichen EU-Politik, die zur Zeit betrieben wird, ist kaum Erholung zu erwarten.

    BIP-Wachstum von 1% wird schon als Erfolg gefeiert ..., kopfschüttel.

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