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Neue Baureihe 412 : Der ICE 4 kommt

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Hoffnungsvoll klingt dabei schon die Beschreibung der neuen, redundant ausgelegten Klimatechnik: Die Anlagen sind im ICE4 nicht nur für vollen Komfort von minus 20 bis 45 Grad Celsius Außentemperatur ausgelegt. Zuverlässige Klimatechnik, genug Platz zwischen den Sitzreihen und ein gutes Informationssystem an Bord scheinen wichtiger als eine Spitzengeschwindigkeit von mehr als 250 km/h gewesen zu sein.

Eigentlich die siebte ICE-Generation

Für die Konstrukteure gab es bei der Entwicklung des Antriebs tatsächlich andere Schwerpunkte. Denn die Züge der Baureihe 412 bestehen im Gegensatz zum bis zu 300 km/h schnellen ICE3 aus einer Kombination herkömmlicher Wagen mit sogenannten Powercars, die im Zugverband eingereiht werden. Die Powercars enthalten sämtliche Elemente der Traktionstechnik und können somit als in sich geschlossene Einheit bei Bedarf schnell ausgetauscht werden.

Packen wir es an: Bis zu 300 Züge des ICE 4 umfasst der Rahmenvertrag der Bahn mit dem Siemens-Konsortium.

Schon die früheren Generationen des ICE haben mit der Tradition der „Push-Pull-Kombination“ von Zügen gebrochen. Dabei wird der Zug aus einzelnen Waggons von einer Lokomotive gezogen oder geschoben: Im ICE1 (Betrieb seit 1991) und ICE2 (Betrieb seit 1996) gab es Triebköpfe am Ende und am Schluss des Zuges, beim in zwei Baureihen angeschafften ICE3 (Betrieb seit 1999 und seit 2014) wurde der Antrieb stattdessen über den kompletten Zug verteilt. Zur ICE-Flotte gehören außerdem die Neigetechnik-Baureihen ICE-T (verteilter Antrieb) und ICE-TD (Dieselantrieb). Eigentlich ist der während seiner Entwicklung als ICx bezeichnete Zug die siebte ICE-Generation.

Sechs Züge sind bereits zu Testzwecken unterwegs

Der ICE4 wählt einen ebenso leistungsfähigen wie flexiblen neuen Weg. Das lohnt sich nicht nur hinsichtlich der Wartung, die primär in München und in Hamburg stattfinden wird. Der Zug kann je nach Einsatzzweck, Topographie und gewünschter Höchstgeschwindigkeit auch in 24 verschiedenen Varianten zusammengestellt werden. Die Bahn wird die Baureihe 412 zunächst als zwölfteilige Garnitur mit einer Gesamtleistung von 9,9 Megawatt betreiben. Jeder Zug ist knapp 350 Meter lang, wiegt dank Leichtbau nur 670 Tonnen und bietet 830 Plätze.

Der Versuchsbetrieb findet seit Oktober statt, derzeit sind sechs Züge im Einsatz. Vier davon werden Fahrversuchen unterzogen, zwei weitere dienen der Validierung von Elektronik und Software. Bis zur Zulassung, welche die Bahn bis Herbst 2016 erreichen möchte, werden die Züge bei Versuchsfahrten mit Sandsäcken beladen.

Einsatzbeginn ist im kommenden Jahr

Dass der ICE4 in den kommenden Monaten die letzten Hürden des Zulassungsprozesses überwindet, darin sind sich die Experten einig. Das liege unter anderem an dem neuen Verfahren, das vom Eisenbahn-Bundesamt seit 2015 akzeptiert wird. Grundlage dafür ist die Festschreibung der aktuell geltenden technischen Normen für sieben Jahre. Geprüft wird deren Erfüllung nicht mehr nur vom EBA, sondern auch durch zertifizierte, externe Gutachter. Dabei ist zwischen dem Hersteller Siemens, dem Kunden Deutsche Bahn und der Sicherheitsbehörde EBA ein Fahrplan festgeschrieben worden.

Gefeiert wird aber schon vor dem Herbst. An 25 Jahre ICE wird die Bahn schon im Juni in Berlin erinnern. Dabei sollen alle vier Baureihen des Intercity-Express zusammentreffen. Nach der Zulassung wird der Betrieb im Herbst 2016 zunächst sukzessive mit zwei Zügen aufgenommen, die auf einer derzeit mit dem ICE1 bedienten Strecke zum Einsatz kommen. Den regelmäßigen Dienst nimmt der ICE4 dann zum Fahrplanwechsel im kommenden Jahr auf. Geplant ist der Einsatz von fünf Zügen, die zwischen Hamburg und Stuttgart sowie Hamburg und München verkehren.

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