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Deutsche Bahn : Frühstückskaffee für Rabattfreunde

Die Bahn erhöht den Preis für Kaffee. Bild: Frank Röth

Wer seine Tasse mitbringt, spart im ICE demnächst 20 Cent. Doch wer genauer hinschaut, merkt: Dahinter steht eine versteckte Preiserhöhung.

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          Umweltbewusste und Sparbrötchen kommen anscheinend im ICE zum Zug und auf ihre Kosten: Wer eine Mehrwegtasse ins Bordbistro mitbringt, erhält einen Rabatt von 20 Cent auf jedes Heißgetränk. Dies kündigte die Deutsche Bahn am Montag mit großer Geste an. „Es ist uns wichtig, dass wir als einer der größten Kaffeeabnehmer Deutschlands auch soziale Standards setzen und damit unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden“, sagt Verena Händel, die Leiterin Produktmanagement Bordgastronomie von DB Fernverkehr.

          Thiemo Heeg

          Redakteur in der Wirtschaft.

          Diese rhetorisch hoch angesetzte Aussage bezieht sich nicht nur auf die (sozialen?) 20 Cent Einsparung für die Bahnkunden in Deutschland, sondern vor allem auf eine zweite DB-Neuerung: Seit dem 1. April wird nur noch mit dem Fairtrade-Siegel zertifizierter Kaffee des Rösters Dallmayr ausgeschenkt. Mit weitreichenden internationalen Konsequenzen: „Tausende von Kaffeebauern in Südamerika freuen sich darauf, dass Bahnreisende nun fairen Kaffee trinken“, weiß Dieter Overath, der Vorstandsvorsitzende des Vereins Transfair.

          Vertragsverlängerung für den Lieferanten

          Denn die gesicherten kostendeckenden Preise und Prämien würden dringend benötigt, um den Herausforderungen des Klimawandels zu begegnen und soziale Gerechtigkeit zu fördern. „Gesicherte kostendeckende Preise“ ist gewöhnlich eine nett formulierte Umschreibung von: höhere Preise als auf dem Weltmarkt üblich. Und tatsächlich – das vermeintliche Kaffee-Schnäppchen entpuppt sich bei näherer Betrachtung als gut getarnte Preiserhöhung.

          Keine Rede ist in der Pressemitteilung davon, dass der Becher nun standardmäßig 3 Euro kostet. Bisher waren es 2,80 Euro direkt an der Bistrotheke oder 2,90 Euro für den Bringservice in der 1. Klasse oder im Bordrestaurant. Nun hat die DB „für alle Verkaufskanäle“ (so der schöne Fachbegriff) einen identischen, aber eben höheren Tassenpreis angesetzt. Nur Mehrwegfreunde zahlen weniger, also den alten Betrag.

          Aber wer wollte drüber klagen? Profitieren nicht alle von diesem Deal? Jeder Bahnfahrer kann nun sein Gewissen streicheln im Wissen, dass er, wie Gastromanagerin Händel formuliert, „Premiumkaffee genießen und gleichzeitig etwas Gutes für die Kaffeebauern tun kann“. Sogar an die Rabattfreunde wurde gedacht. Lieferant Dallmayr bekommt eine Vertragsverlängerung und darf weiterhin „Spitzenqualität für den besonderen Kaffeegenuss liefern“. Und die DB pflegt ihr grünes Image und macht ordentliche Geschäfte (2016: zehn Millionen Tassen Kaffee = 26 Millionen Euro Umsatz). Eine Win-win-win-win-Situation: Das muss der Bahn erst mal einer nachmachen.

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