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Bahnwerk im Dauereinsatz : Nächtliche Schnellkur für ICE 406

  • -Aktualisiert am

Aufgebockt: Der Intercity-Express bekommt Ersatzräder und eine neue Toilettenanlage. Bild: dpa

Im Griesheimer Bahnwerk wird auch dann gearbeitet, wenn der Zugverkehr Pause hat. Bevor eine reparierte Bahn wieder in Dienst gestellt wird, kommt ein besonderer Lokführer zum Einsatz.

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          Wenn der Abend zur Nacht wird, die Läden in den Bahnhöfen schließen und die letzten Züge davonrollen, fängt für einige Bahn-Angestellte der Arbeitstag erst an. Zum Beispiel in Griesheim. Das Bahnwerk dort liegt versteckt, der Zufahrtsweg ist zugewuchert. In den Hallen sind rund 100 Mitarbeiter tätig. Es gibt eine Schlosserei, eine Schreinerei und einen Reparaturraum für Klimaanlagen. Weil die einzelnen Arbeitsstationen weit voneinander entfernt sind, fahren die Beschäftigten auf Fahrrädern durch die Halle. Das Licht ist grell, nichts erinnert daran, dass draußen Nacht ist.

          Gegen Mitternacht sind in der großen Halle drei Züge zur Reparatur und Kontrolle aufgebockt. Der ICE 406, der am nächsten Morgen nach Amsterdam fahren wird, braucht einen neuen Radsatz. Steven Neumann, der Schichtmeister, der die Arbeit im Werk von seinem Büro aus koordiniert, erklärt, dass die Sensorik an den Reifen Schwingungen melde. Trete das mehr als einmal auf, müsse der Radsatz getauscht werden. Bei der Gelegenheit werden in diesem Zug auch die Toiletten ersetzt, die während der jüngsten Fahrt kaputtgegangen sind. Zunächst allerdings werden die Fäkalien mit einem Schlauch abgesaugt, der im Boden befestigt ist. Was auch bei Zügen mit noch funktionierender Toilette geschieht.

          „Eine sehr umfangreiche Arbeit“

          Acht bis elf Züge bearbeite man je Nacht, erklärt Neumann während der Besichtigungstour, zu der die Bahn eingeladen hat. In dieser Woche muss er fünf Nächte am Stück arbeiten. Nach zwei Tagen Pause wird er die Tagesschicht übernehmen. Der wechselnde Rhythmus macht ihm nach eigenen Worten nichts aus, schließlich sei ihm schon beim Unterschreiben seines Arbeitsvertrages klar gewesen, worauf er sich einlasse. Auch für Stefan Weiß ist das nächtliche Arbeiten keine Ausnahme. Er schraubt an einer Klimaanlage. Für die Reparatur benötige er eine Schicht, sagt er.

          Abgenutzt: Wenn die Räder zu stark vibrieren, müssen sie ersetzt werden. Bilderstrecke

          Wenn die Arbeiten an einem Zug abgeschlossen sind, kommen die Bereitstellungs-Lokführer zum Einsatz. Sie überprüfen die Funktionstüchtigkeit des Zuges und entscheiden, ob er auf die Strecke geschickt werden kann. „Eine sehr umfangreiche Arbeit“, wie Ausbilder Jan Neumann feststellt. Als Bereitsteller lerne man einen Zug kennen, das sei eine gute Voraussetzung, um später als Lokführer tätig sein zu können. Marcel Neukirch fährt den ICE 407 von Griesheim in den Hauptbahnhof. Aus seinem Führerhaus sieht man die Skyline. Morgens, wenn die Sonne aufgehe, sei der Ausblick am schönsten, meint er.

          Im Hauptbahnhof sind unterdessen die Putzkolonnen unterwegs. Mit Reinigungswagen säubern sie die Hallen und Bahnsteige. Bis 4.30 Uhr müssen sie fertig sein. Dann beginnt der Bahnverkehr, die Stadt erwacht, und während die Züge wieder rollen, kommen ihre Pfleger zur Ruhe.

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