Weniger Speed, mehr Komfort Das ist der neue
Super-ICE der Bahn

Neuer Zug soll großes Aushängeschild des Konzerns werden – BILD hat ihn getestet

Großer Bahnhof für den neuen ICE!

Um 14.13 Uhr rollte das neue Fernverkehrs-Zugpferd der Deutschen Bahn auf Gleis zwei im Berliner Hauptbahnhof ein. Auf dem Nachbargleis stand noch eine ältere Generation, schon auf den ersten Blick fiel auf: Der ICE 4 ist höher als seine Vorgänger, eine Schräge im Dach des ersten Wagens soll den Zug aerodynamischer machen.

Witzig von außen: Die neue Schnauze des Hochgeschwindigkeitszug ähnelt einem Gesicht mit voluminösen Lippen. Bahn-Mitarbeiter nennen den neuen ICE liebevoll „Angelina Jolie“ …

Doch was steckt drin im neuen ICE? BILD hat den Test gemacht!

► Erster Eindruck im Innenraum: Ein bisschen mehr Platz im Gang. Das Aneinander-vorbei-Schieben von Gruppen aus entgegengesetzter Richtung ist weiter nicht gemütlich, wird aber nicht mehr zur Drängelei auf Zehenspitzen. 

► Auffällig: Die Platzreservierungen sind nicht mehr oben an der Gepäckablage, sondern an den Kopfstützen der Sitze direkt am Gang zu finden.

► Optisch ändert sich an den Sitzen in der zweiten Klasse wenig. Das Muster ist dasselbe geblieben, die Kopfkissen genau so rutschig – oder variabel – wie vorher. Das Sitzgefühl: ehrlich gesagt – wie vorher.

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► Die vorher groß angekündigten Panorama-Fenster fallen kaum auf. Der Wagen steht bei der Premiere aber auch im Tiefbahnhof …

► Aber: Es gibt in der zweiten Klasse keine Fußstützen mehr! Die sind jetzt den Fahrgästen in der ersten Klasse vorbehalten. 

► Praktisch in der zweiten Klasse: Pro Wagen gibt es jetzt vier größere Gepäckablagen. Das schafft deutlich mehr Stauraum, vor allem für große Gepäckstücke. 

► In der ersten Klasse gibt es jetzt für jeden Fahrgast eine Steckdose, in der zweiten Klasse weiter eine Steckdose pro Sitzreihe.

► Für alle 830 Plätze in den zwölf Wagen gilt: Die Sitze gleiten beim Verstellen der Rückenlehnen nach vorne in die Sitzschalen – das schafft Beinfreiheit und sorgt dafür, dass der Fahrgast im Rücken nicht genervt wird.

► Die Toiletten: Nicht mehr auf einer Fensterseite, sondern links und rechts vom Gang. Die Tür öffnet sich nach innen, dadurch wirkt der Raum kleiner.

► Der Speisewagen: Liegt zwischen der ersten und der zweiten Klasse – optisch aber näher an der ersten Klasse. Sehr edel, mehr Leder, weniger Plastik. 

Insgesamt gibt die Bahn bis 2023 für 130 neue Züge 5,3 Mrd. Euro aus. Es ist die größte Bahn-Investition in der Konzern-Geschichte. Bahnchef Rüdiger Grube sprach von einer „neuen Ära“, vom neuen „Rückgrat für den Fernverkehr“.

Viele Details, die jetzt serienmäßig in die Produktion gehen, sind schon teilweise in den Vorgänger-Generationen getestet.

Hintergrund

Komplett neu ist die Klimaanlage, deren Ausfall oft und bei jedem Wetter für Spott unter den Fahrgästen gesorgt hatte. Künftig gibt es statt nur einem gleich zwei Kältekreisläufe – fällt der eine aus, läuft der andere weiter. Das soll das System sicherer machen. Die Klimaanlage soll bei Temperaturen von minus 25 bis +45 Grad Celsius funktionieren.

Auch komplett neu: Im ICE 4 können erstmals Fahrräder mitgenommen werden! Allerdings ist nur Platz für acht Räder am Endwagen – was bei insgesamt 830 Sitzplätzen wenig erscheint.

► Spannend: Die Bahn verspricht freies W-Lan für alle – auch in der zweiten Klasse! Problem: Das verfügbare Datenvolumen wird zwischen den Reisenden aufgeteilt. Pro Fahrgast wird es ein begrenztes Datenpaket geben – wie groß das Paket sein wird, ist noch nicht klar.

Ab dem Spätherbst wird der ICE 4 auf der Strecke Hamburg – München getestet. Im Dezember 2017 soll die neue Flotte dann nach und nach die ICE 1- und ICE 2-Modelle ablösen. Interessant: Mit 250 Stundenkilometern ist der neue ICE langsamer als sein Vorgänger: Der ICE 3 hat es auf 330 km/h gebracht.

Weniger Geschwindigkeit, mehr Komfort

Die Bahn setzt weniger auf Geschwindigkeit, mehr auf Komfort in der Breite. Verkehrsminister Alexander Dobrindt durfte gestern mit Bahnchef Grube als Erster durch den neuen Zug laufen, sagte danach zu BILD: „Man merkt den Übergang zwischen erster und zweiter Klasse kaum.“ 

Mehr zum ICE

Der neue ICE soll der Deutschen Bahn durch mehr Sitzplätze – also mehr verkaufte Tickets pro Zug – und einen geringeren Energieverbrauch aus der Krise helfen. Der Fernverkehr kämpft inzwischen seit Jahren gegen die Billigkonkurrenz der Fernbusse.