Teil 2 der BILD-Serie „Luxus auf Schienen“ Fahren uns diese Züge mit Vollgas in die Zukunft?

► So stellen sich Architekten und Designer die Zukunft des Bahnfahrens vor

Geht es um das Reisen der Zukunft, denken wir meist an wahnsinnig schnelle Flüge, das Revival der zivilen Überschallflugzeuge zum Beispiel, oder luxuriöse First-Class-Suiten, die mehr einer Wohnung gleichen als einer Flugzeugkabine.

Doch nicht nur in der Luft tut sich was: Auch Züge sollen modernisiert werden, schneller, sicherer und bequemer werden, überfüllte Straßen entlasten und das Reisen unkomplizierter machen.

Wie? Das verrät ein Blick in die Entwürfe von Designern und Architekten. Ihre Ideen und wie realistisch deren Umsetzungen sind, sehen Sie im zweiten Teil der Zug-Serie „Luxus auf Schienen“:

TEIL 2: So sehen die Züge der Zukunft aus

★ Zug zum Flug ★

Die schottischen Designer von Globe stellen sich das Reisen der Zukunft als einen Mix aus Zug und Flugzeug vor
Einsteigen, losfahren, andocken, abheben: Die schottischen Designer von „Globe“ stellen sich das Reisen der Zukunft als einen Mix aus Zug und Flugzeug vorFoto: Studioglobe.co/Horizon

Stellen Sie sich vor, Sie steigen vor der Haustür in einen schienenlosen Zug ein. Er fährt los, und plötzlich kommt wie aus dem Nichts ein ferngesteuertes Flugobjekt auf Sie zu, das Sie – samt Zug – einsammelt und durch die Lüfte trägt, bis es Sie schließlich an Ihrem Ziel wieder absetzt.

Horizon“ nennt sich die Zukunfts-Idee, die vier junge, schottische Designer 2013 während ihres Studiums (Design und Ingenieurwissenschaften) in Glasgow entwickelten. Inzwischen haben sie ihr eigenes Büro gegründet, „Globe“, und ihre Idee unter anderem auf der diesjährigen Verkehrstechnik-Messe „Innotrans“ vorgestellt.

„Horizon“ im Detail
„Horizon“ im Detail: Am unteren Teil des „Flugzeugs“ docken die Züge an, in denen Passagiere und Gepäck untergebracht sind. Auf der oberen Etage soll es unter anderem eine Bar geben, Toiletten, Konferenzräume und Kabinen für die CrewFoto: Studioglobe.co/Horizon

Ganz egal, ob Sie innerhalb Deutschlands, Europas oder sogar von einem Kontinent zum anderen reisen wollen: Die Mischung aus Zügen (sogenannten „Pods“) und Flugzeug soll die Passagiere sowohl schneller ans Ziel bringen, als auch – zumindest auf kurzen Strecken – den Verkehr auf den Straßen eindämmen. Dabei ist der Flieger selbst nicht schneller als andere Flugzeuge, das aufwendige Drumherum fällt aber weg: wie zum Beispiel die Anreise zum Flughafen, das Anstehen am Check-in-Schalter und die Wartezeit am Kofferband. Der Ticketkauf soll ausschließlich über das Smartphone laufen, die Sicherheitskontrollen finden schon an Bord der Züge statt.

Bis zu sechs Pods mit jeweils 200 Passagieren soll der Flieger aufnehmen können – 1200 Menschen können also mit einem Flug transportiert werden.

Dem Himmel ganz nah sind Sie auf der Panorama-Terrasse, die sich ebenfalls auf der oberen Etage befindet

Fotos: Studioglobe.co/Horizon

Ursprünglich dachten die Schotten an eine Realisierung bis 2050. „Das ist unmöglich!“, sagt der Designer Ewan Alston (22) heute.

„Vielleicht kann man unsere Idee bis 2075 realisieren. Wir tüfteln noch an der Umsetzung: Magnet- bzw. schienenlose Züge sind noch nicht voll entwickelt, auch wissen wir noch nicht, wie der Flieger die Züge wieder auf der Straße absetzen kann.“

(Ewan Alston)

Alston und sein Kompagnon Martin Keane (22) sind sich in einem aber sicher: Flieger und Züge können ferngesteuert fliegen bzw. fahren – Pilot und Lokführer werden damit überflüssig. „Technisch möglich ist das längst, fragt sich nur, ob die Leute diese Idee auch annehmen“, sagt Keane.

Komplett auf Service verzichten, wollen die Jung-Designer dann doch nicht: An Bord soll es Personal geben, das Getränke und Snacks serviert.

★ Frischluft-Abteil ★

Gerhardt Kellermann hat ein Panorama-Abteil für Züge entworfen, das sich in der Mitte der Bahn befinden soll
Gerhardt Kellermann hat ein Panorama-Abteil für Züge entworfen, das sich in der Mitte der Bahn befinden sollFoto: Gerhardt Kellermann

Einen Blick in die Zukunft wagt auch der Münchner Designer Gerhardt Kellermann, der seine Idee ebenfalls auf der Innotrans präsentierte. Bei den „Add ons“ (engl. Zubehör), die er für Züge entwickelte, handelt es sich um eine Idee, die schon in den nächsten zwei Jahren realisiert werden könnte. Einen konkreten Auftrag hat er dafür allerdings noch nicht.

„Bahnfahren ist nicht sonderlich bequem – das empfinden die Leute jetzt so. Warum nicht etwas entwickeln, das man schnell ändern kann?“

(Gerhardt Kellermann)

Weil man entweder in der Bahn schläft, arbeitet oder schlichtweg die Zugfahrt genießt, hat sich Kellermann auf genau diese Themenbereiche konzentriert:

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Schlafen: Zum Beispiel soll es ein Kopfkissen geben, das aus einem Kunststoff besteht, der leichter zu reinigen ist als eines aus Stoff und folglich hygienischer ist. Auch lassen sich die Seiten des Kissens umklappen, sodass die Passagiere sich anlehnen können.

Arbeiten: Welcher Bahnfahrer kennt dieses Problem nicht? Vier Leute wollen an ihrem Laptop arbeiten, doch es gibt nur eine Steckdose. Um dem Strom-Streit ein Ende zu setzen, sollen die Tische selbst das Aufladen von Smartphones, Tablets und Laptops übernehmen – per Induktion, wie man es zum Beispiel schon von einigen Smartphones oder einigen elektrischen Zahnbürsten kennt.

Links: Akku leer? Der Tisch lädt Ihnen Ihr Smartphone per Induktion wieder auf. Rechts: Wer sich anlehnen will, klappt die Seiten des Kopfkissens einfach um.

Fotos: Gerhardt Kellermann

Genießen: Der ICE fährt etwa 300 km/h, die Waggons sind klimatisiert und künstlich beleuchtet. „Da fühlt man sich wie in einem Tunnel“, sagt Kellermann. Ein einzelnes Abteil mit verglasten Decken und Wänden in der Mitte des Zuges soll das ändern: Durch Luftschächte am Boden wird das Abteil belüftet, und bei den Passagieren entsteht das Gefühl, an der frischen Luft zu sein. Stürmt es draußen, soll es auch im Inneren des Wagons zugig sein. Bleibt nur noch die Frage, ob es bei Regen auch drinnen nass wird...?

Durch kleine Luftschächte am Boden kommt Tag und Nacht frische Luft ins Panorama-Abteil. Sitzplätze wird es keine geben – die Zeit kann man also dafür nutzen, sich die Beine während der Fahrt zu vertreten.

Fotos: Gerhardt Kellermann

★ Mehr Beinfreiheit ★

Weil die Stuhl- und Tischbeine fehlen, sieht es aus, als würden die Möbel in der Luft schweben
Weil die Stuhl- und Tischbeine fehlen, sieht es aus, als würden die Möbel in der Luft schwebenFoto: Mac Stopa/Massive Design

Designer Mac Stopa von „Massive Design“ hat sich bei seinem Entwurf zum Zug der Zukunft auf die Inneneinrichtung konzentriert: Damit Fahrgäste mehr Beinfreiheit haben, sollen Tische und Stühle „schweben“, sprich, keine Beine oder Stützen haben.

Den Zug der Zukunft stellt er sich allerdings mit spitzer Schnauze vor
Waben und runde Formen an Möbeln und Fenstern sind die Markenzeichen des polnischen Designers Mac Stopa. Den Zug der Zukunft stellt er sich allerdings mit spitzer Schnauze vor – so soll der Luftwiderstand während der Fahrt verringert werden und der Zug schneller fahren könnenFoto: Mac Stopa/Massive Design

Die Fenster im Passagier-Abteil erinnern an Bullaugen oder auch die Gucklöcher im Flugzeug – es soll sie in zwei Reihen, auf Sitz- und Kopfhöhe geben.

Ob es Züge und Bahnhöfe wie diese geben wird, ist unklar. Aber man darf ja noch träumen – schick sieht es nämlich aus!
Ob es Züge und Bahnhöfe wie diese geben wird, ist unklar. Aber man darf ja noch träumen – schick sieht es nämlich aus!Foto: Mac Stopa/Massive Design

★ Luxushotel auf Schienen ★

Geht es um neue Technologien, mischt ein Land immer mit: Japan. Wen wundert es also, dass dort einer der fortschrittlichsten Luxuszüge der Welt entstehen soll? Das Unternehmen „East Japan Railway Company“ stellte den Entwurf des Designers Ken Okuyama (hat schon Autos u.a. für Ferrari und Porsche entworfen) im Juni dieses Jahres vor.

Der „Cruise Train“ ist ein rollendes Luxushotel mit zehn Waggons und bietet Platz für maximal 34 Passagiere. In dem Zug soll es neben Panoramafenstern und 15 Suiten ein ganz besonderes Extra geben: eine zweistöckige Suite! Auf der ersten Etage sind die Betten untergebracht, auf der Zwischenetage das Bad und im oberen Stockwerk können es sich die Gäste auf Tatamis (Matten aus Reisstroh) gemütlich machen und die Aussicht durch die riesige Fensterfront genießen.

Eine genaue Strecke ist bislang nicht bekannt, doch mit der Veröffentlichung dürften sich die Betreiber nicht mehr allzu lange Zeit lassen: Schon im Frühjahr 2017 soll der Luxus-Zug durch Japan sausen.

Die Inneneinrichtung erinnert eher an ein Gourmet-Restaurant als an ein herkömmliches „Bordbistro“

Holzvertäfelungen, Teppichboden, Polstermöbel: Die Inneneinrichtung erinnert eher an ein Gourmet-Restaurant als an ein herkömmliches „Bordbistro“

Foto: East Japan Railway Company

Ähnlich elegant sehen auch die Zukunftspläne der „West Japan Railway Company“ aus: Das Unternehmen will seine Passagiere ebenfalls ab Frühjahr 2017 in einem Luxuszug von A nach B bringen.

30 Personen werden in den zehn Wagen Platz finden, sechs davon sollen als Schlaf-Waggons genutzt werden. Highlight des Zuges: Eine Freiluft-Terrasse, auf der man den Fahrtwind spüren kann.

So sieht fahrender Luxus aus: In insgesamt zehn Waggons sollen maximal 30 Passagiere reisen können. In den Schlafwagen gibt es gemütliche Wohnzimmer und schicke Bäder.

Foto: West Japan Railway Company

Lesen Sie morgen: Hier ist die Natur der Luxus: Spektakuläre Bahnstrecken für den kleinen Geldbeutel.

BILD-Serie "Luxus auf Schienen"

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