ARD-Doku Die Deutsche Bahn
im großen Check

Mehr als vier Milliarden Reisende und fast 40 Milliarden Euro Umsatz pro Jahr – die Deutsche Bahn ist ein Gigant unseres Landes. Obwohl viel genutzt, meckern viele Reisende aber häufig. Mal sind Züge viel zu spät, mal ist das Ticket zu teuer, dann sind die Schaffner zu unfreundlich oder die Züge zu verschmutzt.

Der ARD-Markencheck vom Montagabend nimmt die Deutsche Bahn genauer unter die Lupe. In den Kategorien Preise, Pünktlichkeit, Sauberkeit und Tempoversprechen hat das „Das Erste“ überprüft, ob die Bahn wirklich die versprochene „Top-Leistung“ bringt oder wie realitätsnah die Pünktlichkeitsstatistik tatsächlich ist.

BILD zeigt das ausführliche Checkurteil:

DIE PREISE

Finden wir am Automaten oder am Schalter der DB-Reisezentren tatsächlich immer das günstigste Ticket? Die einfache Antwort: Nein! Sieben Probanden sollen exemplarisch eine Hin- und Rückfahrt für zwei Personen von Wuppertal nach Würzburg buchen. Die Bahn verlangt für die Strecke zwischen 330 und 338 Euro. Am Schalter müssten die Probanden sogar bis zu 388 Euro berappen.

Die günstigste Fahrkarte ist da noch gar nicht dabei. Pit Dressler vom Reisebüro „Die Fahrkarte“ erklärt einen Trick: „In 80 Prozent der Fälle buchen wir nicht von A nach B, sondern stückeln die Fahrt.“ Dressler würde zunächst eine Fahrt von Wuppertal nach Würzburg buchen, um anschließend von dort mit einem Umstieg nach Bayreuth zu fahren.

Kostenpunkt: 258 Euro – also fast 80 Euro Ersparnis. Achim Strauß, Pressesprecher der Bahn: „Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Aber ich möchte mich ausdrücklich vor die Kollegen in den Reisezentren stellen. Das Preissystem ist schon herausfordernd für viele Kollegen.“

Der Bahn-Check kommt zum Urteil: Es gibt günstige Tickets, man muss nur wissen wo. Das Preissystem ist daher undurchschaubar.

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BILD KLÄRT AUF:

DIE PÜNKTLICHKEIT

Laut der Pünktlichkeitsstatistik der Bahn sind 95 Prozent der Züge pünktlich. Als pünktlich gilt ein Zug, wenn er weniger als sechs Minuten Verspätung hat. Der Clou: Ausgefallene Fahrten oder verpasste Anschlüsse tauchen in der Bahn-Statistik gar nicht auf. Das sei in einer minutiösen Pünktlichkeitsstatistik nicht darstellbar, sagt DB-Sprecher Strauß.

Mit Hilfe von fast 100 Bahnkunden versucht der Markencheck die exakte Pünktlichkeit zu prüfen. Es zählen alle Verspätungen, also auch, wenn die Kunden wegen eines verpassten Anschlusses eine Stunde später fahren müssen. Zur besseren Überprüfung sollen die Testfahrer, ein Mix aus Pendlern und Fernreisenden, genau Fahrtenbuch führen.

Letztlich kommen sie so auf knapp 1000 Reisen – durchaus ein repräsentatives Bild. Das Fazit nach zwei Wochen: Nur 76 Prozent der Reisenden sind pünktlich angekommen. Die Pünktlichkeit der Bahn ist also geschönt!

DIE SAUBERKEIT

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Die Bahn legt höchsten Wert auf die Sauberkeit in den Zügen. Trotzdem kommt es immer wieder zu krassen Verschmutzungen, vor allem auf den Toiletten. Der Markencheck überprüft stichprobenartig und deutschlandweit 195 Toiletten auf Sauberkeit. Gibt es offensichtliche Mängel? Sind Seife, Toilettenpapier und Handtücher vorhanden? 160 Toiletten bestehen den Test – ein gutes Ergebnis.

Das liegt nach Aussage der Bahn an einem ausgeklügelten Reinigungssystem. Alle sechs bis acht Wochen werden alle Züge grundgereinigt, dazu täglich Toiletten geputzt und Waggons von Müll befreit. Joachim Stasch von der Deutschen Bahn AG erklärt außerdem, dass vor allem das Bordbistro auf der Prioritätenliste der Putzkolonnen stehe. Auch das nimmt der Markencheck unter die Lupe.

In Zusammenarbeit mit einem Lebensmittellabor werden Stichproben von Tischen und Lebensmitteln in zehn Bordbistros genommen. Das Ekel-Ergebnis: Bei mindestens sechs Tischen findet Forscher Maher Korakli Mikroorganisen mit einer ungewöhnlich hohen Keimzahl. „Das deutet darauf hin, dass die Tische nicht gereinigt wurden“, sagt der Experte, der auch bei zwei Salaten fündig wird („relativ viele Darmbakterien, die zu Übelkeit und Durchfall führen können“).

Daher resümiert der Markencheck: Die Toiletten sind meist sauber, im Bordbistro gibt es aber Hygienemängel. Die Sauberkeit ist insgesamt ausbaufähig!

Lokführer-Streik

DAS TEMPO-VERSPRECHEN

Von wegen Tempo! Trotz zahlreicher Hochgeschwindigkeitsstrecken, fahren viele Züge nur mit gedrosselter Geschwindigkeit. Grund sind zum Beispiel zahlreiche sogenannte „Langsamfahrstellen“, also Streckenpassagen, in denen Züge aufgrund von Baustellen oder maroden Gleisen deutlich langsamer fahren müssen.

Ein Lokführer, der unerkannt bleiben will, ärgert sich schon länger darüber: „Teilweise geht es bis auf zehn km/h runter. Wenn mehrere Züge auf einer Strecke sind, kommt es dazu, dass Züge dann anhalten müssen.“ Er zeigt einen 600 Seiten starken Ordner, voll mit „Langsamfahrstellen“ in Deutschland. Die Streckenabschnitte würden oft über mehrere Jahre bleiben und würden gar nicht behoben, sondern irgendwann fest in den Fahrplan eingearbeitet, berichtet der Lokführer.

Ein weiteres Problem: Seit 1994 hat die Deutsche Bahn AG die Zahl der Weichen und Kreuzungen halbiert (von 132 000 auf 70 000). Verkehrsforscher Felix Berschin: „Es hat aus der Sicht der Bahn durchaus Sinn, dass diese Gleise verschwunden sind. Man spart natürlich Unterhaltskosten.“ Für die Reisenden bringe das aber Probleme mit sich.

Beispiel Wattenscheid im Ruhrgebiet: Hier wurden zwei sogenannte „Überholgleise“ entfernt, also Gleise auf denen Fernzüge haltende Nahverkehrszüge überholen könnten. Und das obwohl sich, laut Berschin, der Verkehr im Ruhrgebiet in den letzten 20 Jahren fast verdoppelt hat. Die Folge sind unnötige Staus, da es keine Möglichkeit gibt, um auszuweichen.

Der Markencheck kommt daher zum Urteil: Das Tempo-Versprechen der Bahn ist übertrieben.

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FAZIT

Dass die Bahn Sparpreise nicht öffentlich anbietet und das Tempo-Versprechen oft nicht hält, sind keine weltbewegenden Neuigkeiten. Vor allem ignoriert der Markencheck die vielen Anbieter von billigen Spartickets im Internet, wie „ltur“. Hier kann der Bahn-Kunde richtig Geld sparen.

Interessant sind dagegen aber die Gründe für verspätete Züge, die Hintergründe der geschönten Pünktlichkeitsstatistik oder der Kniff, mit dem man teure Tickets umgehen kann. Hier hat der Markencheck ganze Arbeit geleistet. Insgesamt eine durchaus empfehlenswerte Sendung, vor allem weil die Bahn für viele Deutsche im Alltag eine so große Rolle spielt.