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Sonderzug nach Paris : Aktivisten besetzen ICE-Dach

  • Aktualisiert am

Aktivisten auf dem Zug. Bild: Esra Klein

Klimaaktivisten demonstrieren rund um die Welt für den Klimawandel. Frankfurter Aktivisten haben sich dazu eine lebensgefährliche Methode ausgedacht.

          4 Min.

          Eine Gruppe radikaler Klimaaktivisten hat einen Sonderzug der Bahn mit Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) an Bord auf dem Weg zum Klimagipfel in Paris gestoppt. Während eines planmäßigen Aufenthalts im Frankfurter Hauptbahnhof ließen sich am Samstag drei Aktivisten kurz vor der Weiterfahrt um 13.52 Uhr mit Seilen auf das Dach des ICE herab. Polizisten und Bahn-Mitarbeiter, die auf dem Bahnsteig an Gleis 1 standen, riefen ihnen zu: „Passt auf die Leitungen auf, da ist Strom drauf!“

          Drei weitere Aktivisten ketteten sich vor dem Zug an den Gleisen fest, wie Bundespolizei-Sprecher Ralf Stroeher sagte. Ein Aktivist rief vom Dach des Zuges, die Teilnehmer des Klimagipfels seien „nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems“.

          Etwa eine Stunde nach Beginn der Aktion kletterten Polizisten auf den Zug, um die linken Kapitalismuskritiker vom Dach herunter zu holen. Die Feuerwehr baute neben dem Zug ein Sprungkissen auf. Der Zutritt zum Bahnsteig wurde Bahn-Kunden durch rot-weiße Absperrbänder verwehrt. An Gleis 2 wurde der Zugverkehr vorübergehend eingestellt. Gegen 15.15 Uhr holte die Polizei den letzten Aktivisten vom Dach des ICE herunter.

          Nach zwei Stunden ging's weiter

          „Wir wollen im Kern darauf aufmerksam machen, dass Klima- und Umweltschutz nicht in Parlamenten und auf Konferenzen gemacht wird“, sagte Ann-Marie Hiersch im Auftrag der Aktivisten. In einer schriftlichen Erklärung bezeichneten sie den Umweltgipfel als „Spektakel“.

          Gegen 16.00 Uhr seien auch die drei vor dem Zug festgeketteten Aktivisten befreit worden, berichtete Bundespolizist Stroeher. Der Zug sollte seine Fahrt kurz darauf fortsetzen.

          Der Klima-Sonderzug sollte ursprünglich am frühen Samstagabend in Paris eintreffen. Die sechs Aktivisten, fünf Frauen und ein Mann, wurden vorläufig festgenommen. Wie sie unter das Vordach des Hauptbahnhofs gelangt waren, war zunächst unklar. „Das war lebensgefährlich, durch die Leitungen laufen 1500 Volt“, sagte der Sprecher der Bundespolizei.

          40.000 Demonstranten in Melbourne

          Auch in anderen Städten rund um den Globus haben Menschen für den Klimaschutz demonstriert. An einer Auftaktkundgebung am Freitag im australischen Melbourne beteiligten sich 40.000 Demonstranten, insgesamt sind am Wochenende 2300 Veranstaltungen in 150 Staaten geplant, bevor die Staats- und Regierungschefs am Montag in Paris eintreffen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte einen verbindlichen Mechanismus zur Überprüfung der Klimaschutzbemühungen.

          Von Australien, über die Philippinen und Bangladesch bis Japan - überall demonstrierten Menschen für einen besseren Klimaschutz. In Berlin ist für Sonntag eine Kundgebung geplant, in Paris soll es am Sonntag eine zwei Kilometer lange Menschenkette geben. Weitere Kundgebungen sind am Wochenende unter anderem in London, Neu Delhi, Kampala, Kyoto, New York, Kairo und São Paulo vorgesehen.

          Das ist für die Gesundheit auch nicht gut: Protest bei sechs Grad in Badehose vor dem Kölner Dom.

          Start der Kampagne war in Melbourne. Auf Schildern dort hieß es: „Klimawandel ist nicht cool“ oder „Es gibt keinen Planeten B“. Unter den Demonstranten waren Gewerkschafter, Umweltschützer und Bewohner von Pazifikinseln, die vom Anstieg des Meeresspiegels infolge des Treibhauseffekts besonders betroffen sind.

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