Grundschulrektor schreibt Brandbrief an Helikopter-Eltern

Morgens wird das Kind bin ins Klassenzimmer gebracht, mittags wieder mit dem Auto abgeholt, nachmittags sind dann die gemeinsamen Hausaufgaben dran: "Helikopter-Eltern" übertreiben es bei der Fürsorge für ihre Kinder.
Morgens wird das Kind bin ins Klassenzimmer gebracht, mittags wieder mit dem Auto abgeholt, nachmittags sind dann die gemeinsamen Hausaufgaben dran: "Helikopter-Eltern" übertreiben es bei der Fürsorge für ihre Kinder.
Foto: Thinkstock (Symbolfoto)
Übereifrige Eltern stören massiv und wiederholt den Unterricht. Darüber beklagt sich nun ein Stuttgarter Pädagoge in einem Brandbrief.

Stuttgart. Sie bringen ihre Kinder morgens mit dem Auto und setzen sie direkt vor dem Eingang der Schule ab. Nachmittags sitzt Mami gemeinsam mit ihrem Kind am Schreibtisch und rechnet Mathe-Hausaufgaben. Gibt es Streit mit Klassenkameraden, eilt Papi zu Hilfe und stellt den Achtjährigen Kontrahenten seines Sohnes zur Rede.

Die Rede ist von sogenannten Helikopter-Eltern, die die Selbstständigkeit ihrer Kinder unterschätzen und sie permanent überbehüten. Teilweise geht es sogar so weit, dass Eltern in ihrem Übereifer den Unterricht ihrer Sprösslinge massiv stören. Der Schulleiter einer Stuttgarter Grundschule war von den Helikopter-Eltern seiner Schüler so genervt, dass er einen Brandbrief an die Elternschaft verfasste, berichtete nun die Stuttgarter Zeitung.

So geht es nicht nur um Eltern, die andere Schulkinder auf dem Schulweg durch gefährliche Parkmanöver gefährden. Solche Fälle sind auch hier hinlänglich bekannt. Was der Stuttgarter Grundschulrektor Ralf Hermann an seiner Schule beobachtet, klingt teilweise völlig absurd.

Eltern helfen Drittklässlern in die Puschen

Demnach tragen Eltern die Tornister ihrer Kleinen bis in die Klassenräume oder helfen Sohn oder Tochter beim Ausziehen der Jacke und beim Anziehen der Hausschuhe – auch wenn das Kind schon die dritte Klasse besucht. Manche nutzen dann noch die Gelegenheit, dem Klassenlehrer Fragen zu stellen, auch wenn die Schulglocke schon längst zum Unterrichtsbeginn geläutet hat.

Die Persönlichkeit der Kinder zu stärken, lasse sich im Schulalltag immer schwieriger verwirklichen, beklagt der Pädagoge. „Das liegt auch daran, dass Eltern zunehmend Schwierigkeiten haben, loszulassen“, zitiert die Stuttgarter Zeitung aus dem Elternbrief des Rektors.

Rücksichtsloses Verhalten

Zudem wirft Hermann den Eltern vor, sich unbewusst rücksichtslos zu verhalten. Elterngespräche vor Unterrichtsende im Flur oder winkende Eltern an Fenstern stören beispielsweise den Unterricht.

Der Brandbrief des Rektors ist nicht der erste Versuch, die Eltern zur Vernunft zu bringen. Mehrere Appelle hätten aber bislang nicht zu Besserung geführt. Immerhin: Den Elternbeirat weiß er nun hinter sich. Die von Hermann beschriebene Situation wolle „man nicht mehr tolerieren“, zitiert die Stuttgarter Zeitung Elternbeiratsvorsitzende Heike Schneider.

 
 

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