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Wirtschaft Steuererhöhungen bis 2026

Dreimal teurer als in Polen – Jeder zehnte E-Zigarettenhändler will dichtmachen

Korrespondent
E-Zigaretten werden in den nächsten fünf Jahren schrittweise spürbar teurer E-Zigaretten werden in den nächsten fünf Jahren schrittweise spürbar teurer
E-Zigaretten werden in den nächsten fünf Jahren schrittweise spürbar teurer
Quelle: picture alliance / Zoonar
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E-Zigarettenhändler haben große Zukunftssorgen, das zeigt eine aktuelle Befragung. Hintergrund ist eine neue Besteuerung der Dampfflüssigkeiten. Die Polizeigewerkschaft erwartet jetzt eine Kriminalisierung des Geschäfts, weil die Ware in Polen viel günstiger ist.

Bis zur Einführung der Steuer auf E-Zigaretten ist es zwar noch neun Monate hin. Doch schon jetzt mehren sich die Zeichen, dass die neue Abgabe Folgen haben wird. In einer aktuellen Befragung unter 500 E-Zigarettenhändlern antwortet jeder zehnte Händler, dass er sein Geschäft „ganz sicher“ aufgeben müsse, wenn das Gesetz wie geplant umgesetzt würde. Weitere 37 Prozent der Befragten sagen „wahrscheinlich schon“. Die Marktbefragung liegt WELT exklusiv vor.

Nach jahrelangem Ringen haben Bundestag und Bundesrat im Sommer beschlossen, dass der Bund schrittweise bis zum Jahr 2026 eine E-Zigarettensteuer am Ende von 3,20 Euro für zehn Milliliter Dampfflüssigkeit erheben wird. Es ist keine politische Partei ersichtlich, die diesen Beschluss nach der Bundestagswahl noch einmal verändern möchte.

Deutschland rückt damit an die Spitze der EU-Länder mit einer Steuer auf E-Zigaretten. Laut der Umfrage rechnen denn auch 71 Prozent der Teilnehmer mit „wirtschaftlichen Nachteilen durch Direkt-Importe aus Drittländern“. Das Geschäft könnte sich in das günstigere EU-Ausland und den Onlinehandel verlagern. Etwa 96 Prozent erwarten, dass die Steuer „sehr schlechte“ oder „schlechte“ Auswirkungen haben werde.

Rund 32 Prozent der Befragten bewerten die Chancen für den hiesigen E-Zigarettenhandel als „sehr schlecht“ oder „schlecht“. Zur aktuellen Geschäftslage sagen dies 72 Prozent der Teilnehmer. Dabei ist die Situation schon jetzt nicht einfach. Rund 37 Prozent der befragten E-Zigarettenhändler haben etwa wegen der Geschäftsschließungen in der Pandemie die Zahl der Mitarbeiter verringert.

Nespresso-Prinzip bei Vertrieb von Dampfzigaretten

Für dieses Stimmungsbild hat das Bündnis für Tabakfreien Genuss im August Geschäftsführer, Prokuristen oder leitende Angestellte aus Branchenunternehmen befragt. Der Großteil der E-Zigarettenhändler betreibt eigene Läden. Insgesamt gibt es hierzulande rund 3000 E-Zigarettengeschäfte, der überwiegende Teil davon sind Kleinstbetriebe. Nach Angaben des Verbands repräsentiert die Befragung den Großteil der Fachhandelsbranche.

Nach Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten rechnen die Händler im laufenden Jahr mit einem Umsatz von 407 Millionen Euro und für das Jahr 2022 mit 395 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2020 waren es 450 Millionen Euro. In Deutschland gibt es rund drei Millionen E-Zigarettenraucher – und 17 Millionen Raucher von Tabakzigaretten.

Langfristig bleibt der Verband dennoch optimistisch. „Die Einschätzungen der Unternehmer sind vor allem durch aktuelle Einflüsse geprägt. Mittel- und langfristig werden viele Raucher durch das steigende Gesundheitsbewusstsein auf die wesentlich weniger schädliche E-Zigarette umsteigen“, sagte Verbandschef Dustin Dahlmann.

Immer weniger Jugendliche greifen zur Zigarette

Für viele junge Menschen ist Rauchen wohl kein Thema mehr, immer weniger greifen zur Zigarette. Bei den Erwachsenen scheint sich ein anderes Bild abzuzeichnen, hier zeigt sich kein so positiver Trend.

Quelle: WELT/ Jana Strauss

Tabakkonzerne sind nicht Teil dieses Lobbyverbands, auch wenn sie mit eigenen Produkten bei den Dampfzigaretten vertreten sind. Diese dem Nespresso-Prinzip ähnelnden Systeme mit eigenen Kapseln machen nach Berechnungen des Bündnisses für Tabakfreien Genuss rund acht Prozent des Gesamtmarktes aus.

Aufruf für kriminelle Täterorganisationen

Auffallend beim neuen Tabaksteuergesetz war es gewesen, dass die klassische Tabakzigarette eher moderat verteuert wird. Diese Steuer steigt jährlich von 2022 bis 2026 um etwa zehn Cent je handelsüblicher Packung.

Bedenken gegenüber einer hohen Steuer auf E-Zigaretten kamen zuletzt von der Gewerkschaft der Polizei. Deren Bezirksgruppe Zoll hat ein Zahlenbeispiel – nach einer üppigen Steuererhöhung hierzulande – für eine Flasche Dampfflüssigkeit angestellt.

„Bei einem angenommenen Preis von zehn Euro liegen die Kosten pro Einheit in Deutschland um fast sieben Euro höher als beispielsweise im Nachbarland Polen“, schrieb die Gewerkschaft. Dort werde das Produkt für 3,15 Euro verkauft.

Derart hohe Preisunterschiede würden nicht nur „preisbewusste Ausflügler“ mobilisieren, sich E-Zigaretten-Produkte in den Nachbarländern günstiger zu besorgen. Vielmehr würden auch „kriminelle Täterorganisationen getriggert“.

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